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Dr. Risto Lenz

Abteilung für Nordamerikanische Geschichte des Historischen Instituts
Universität zu Köln
Albertus-Magnus-Platz
50923 Köln

E-Mail: risto.lenz(at)uni-koeln.de

 

 

 

 

 

Sprechstunde

Nach Vereinbarung

Kurzbiografie

Seit 08/2021 | Postdoktorand, Forschungsprojekt: Figurationen des Singer-Songwriters in digital-algorithmischen Medienkulturen

12/2017 – 07/2021 | Promotionsstudium im Fach North American Studies, Historisches Institut, Universität zu Köln, "Hard Hitting Songs for Hard-Hit People": Alan Lomax, the South, and the American Folk Music Revival, 1933- 1969 (summa cum laude)

10/2018 – 10/2018 | Teilnehmer am Bucerius Young Scholars Forum, GHI West, Berkeley, CA

01/2018 – 08/2018 | Scholar in Residence an der American University, Washington, D.C.

10/2013 – 11/2016 | Masterstudium North American Studies an der Universität zu Köln, Masterarbeit: To Preserve and Popularize: The Politics of Alan Lomax (1,0).

04/2016 – 07/2016 | DAAD-Stipendium am Deutschen Historischen Institut in Washington D.C., USA

Forschungsprojekt

Figurationen des Singer-Songwriters in digital-algorithmischen Medienkulturen 

 

Vor allem seit den 2010er Jahren scheint die Figur des Singer-Songwriters ein ‚Revival‘ als Bezugsfolie in Selbst- und Fremdinszenierungen von Musiker*innen zu erleben. Regelmäßig wird in diesen (Selbst)Inszenierungen die in der Figur eingeschriebene Vorstellung des instrumentell nur rudimentär ausgestatteten Solo-Künstlers aufgerufen, dessen musikalische Darstellung gerade durch ihre Schlichtheit Unmittelbarkeit, politisches Engagement und emotionales ‚involvement‘ hervorruft. Sicherlich ist diese Entwicklung durch die Verleihung des Literatur-Nobelpreises an Bob Dylan im Jahre 2016 noch verstärkt worden; gleichzeitig, so scheint es, gab gerade dieser Moment auch Anlass zu ihrer Problematisierung: Denn die Entscheidung des Nobelkomitees wurde damals durchaus ambivalent rezipiert: einerseits als lange überfälliger Akt der Wertschätzung populärer Musik und ihrer Ästhetik, andererseits als „verschleierter Konservatismus“ und „schmerzliche retrospektive Anerkennung“ einer „Liedtradition“, die vor allem von weißen, männlichen Songwritern geprägt sei. Spätestens seitdem steht die Figur des Singer-Songwriters vermutlich wie nie zuvor zur Disposition – das Billboard-Magazin etwa diskutierte unmittelbar nach der Preisverleihung darüber, ob die afroamerikanische Künstlerin Beyoncé eigentlich „die nächste Bob Dylan“ sei.  Als 2018 Kendrick Lamar als erster aus der Hip Hop-Tradition stammende Musiker den Pulitzerpreis gewann, wurde er ebenfalls als Lyriker und Gegenwartsdiagnostiker portraitiert, als „Storyteller“, der durch „autobiographisch intime … Vignetten“ die „Komplexität des modernen afroamerikanischen Lebens“ einfange.  


Auf die Singer-Songwriter-Figur wird also längst auch jenseits des weiß und männlich konnotierten Folkrock-Paradigmas zurückgegriffen, nicht zuletzt im Modus der kritischen Auseinandersetzung mit etablierten Traditionslinien und den damit verbundenen Ausgrenzungen und Exklusivitätsansprüchen. So werden in der jüngeren Vergangenheit vermehrt Künstler*innen als Singer-Songwriter in Szene gesetzt, die sich auf den ersten Blick außerhalb jener etablierten Muster befinden bzw. sich dort positionieren.

Das Projekt möchte diesem Phänomen der Aktualisierung und Diversifizierung dieser Figur durch die Analyse unterschiedlicher transmedialer Konstellationen (als Diskurs-Praxis-Formationen) nachgehen. Dabei versteht es unter „Figur“ eine über Mediengrenzen hinweg und in Abhängigkeit von Medientechnologien wandelbare „mediale Form“.

Durch die Analyse und Beschreibung der diskursiven und nicht-diskursiven Praktiken der Figuration des Singer-Songwriters in ausgewählten transmedialen Konstellationen geht das Projekt den Fragen nach, wie genau jemand – und wer überhaupt – von wem und unter welchen medientechnologischen Bedingungen zum Singer-Songwriter gemacht wird, wie er oder sie als solcher in Erscheinung tritt und (von wem?) beglaubigt wird, und welche (identitätspolitischen, werbestrategischen, ästhetischen,…) Effekte und Funktionspotentiale damit einhergehen. Das Projekt leistet so einen Beitrag zur Genealogie der Singer-Songwriter-Figur sowie – auf konzeptionell-theoretischer Ebene – zur Analyse und Beschreibung von Figurationsprozessen in digital-algorithmischen Medienkulturen.

Publikationen

Alan Lomax, The South, and the American Folk Music Revival, Peter Lang, Berlin, 2022.

Rezension: Michael Borshuk (Hrsg.), Jazz in American Culture, Cambridge (2022), In: HSoz-Kult, (erscheint voraussichtlich im März, 2024).

Female Blues and the Public Sphere, American Matters, Feb. 9, 2023,

<https://namcologne.wordpress.com/2023/02/09/female-blues-and-the-public-sphere/>.

Women Sound Artists and the Public Space: Sylvia Robinson, Grapefruits, Ausgabe 7, May 2023.

The South and the Making of the American Other: Folk Music, Internal Migration, and the Cultural Left, Bulletin of the German Historical Institute, Supplement 15 (2020), 63-93.

Mediators of Knowledge: WPA Folklorists and 1930s Migrant Culture, History of Knowledge, April 11, 2018, <https://historyofknowledge.net/2018/04/11/mediators-of-knowledge-wpa-folklorists-and-1930s-migrant-culture/>.

Rezension: Rachel Farebrother (Hrsg.), A History of the Harlem Renaissance, Cambridge (2021), In: HSoz-Kult, Nov. 17, 2021, <https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-97785>

Forschungsgebiete

  • Popular Music Studies
  • Social and Cultural History of the United States
  • History of Knowledge
  • History of Music